Hoyschrecke 2009

13. LiederFest Hoyerswerda 2009
Acht Künstler und Gruppen, u.a. angereist aus der Eifel, aus Franken, Berlin und Leipzig traten am Freitagabend im Wettbewerb an. Auch in diesem Jahr kam es aufgrund der Öffnung für andere Sparten des deutschsprachigen Liedgutes und der Erweiterung der Teilnehmerformationen bis hin zur Quartettstärke, zu der gewünschten Vielfalt im musikalischen Programm. Das erschwerte natürlich die Bewertung erheblich, standen nun der traditionelle Liedermacher im direkten Vergleich zu Chansonniers oder akustischen Sets größerer Gruppen. Interessanter Weise gewann aber auch in diesem Jahr den 1.Preis ein Solist und zwar der in Frankfurt (am Main) lebende Künstler August Scheufler. Er gewann aufgrund seiner ausdruckstarken Interpretation, dem energetischen Klavierspiel und origineller Texte die Hoyschrecke der Jury.

Eine Hoyschrecken-Pandemie konnte verhindert werden, da diesmal der Publikumspreis in Hoyerswerda blieb. Das junge und mit viel Lokalbonus versehene Duo Schwarze Birne überzeugte die zahlreichen Besucher mit ihrer origineller Musikalität und erfrischend ungezwungener Interpretation sowie regionalen Themen in den Texten. (weitere Infos siehe Gewinner und Jury)

Den erfolgreichen Abschluss bildeten die Gästekonzerte der Workshopleiter Bettina Wegner und Karsten Troyke (Berlin).

Teilnehmer-Infos 2009
Wettbewerbsteilnehmer

JÖRN HÜHNERBEIN
Der Berliner Liedermacher wurde 1966 in Stralsund geboren. Es folgten ein Lehrerstudium, Pförtner, Postarbeiter und Landschaftsgärtner. Nebenbei interessierte er sich für Musik, Literatur, Theater. Seit 2002 schreibt er eigene Songs. Bisher sind 4 CDs im Eigenverlag erschienen.
Titel: risse / tage ohne meer / allein bin ich verloren

JOHANNA MOLL & DAS HARTZ 5 ORCHESTER
Sie stammt aus dem Brandenburgischen und wohnt seit einiger Zeit im fränkischen Erlangen. Johanna bezeichnet sich als „lyrisches Liederluder“ mit tiefer Stimme und gesellschaftskritischen Texten und errang bereits Preise wie den Sieg beim Kleinkunstwettbewerb „Wash & Show“ 2007. Zu ihrem „Orchester“ zählen Ralf Bauer (Jazzposaunist) und Armando Murolo (Komiker und Percussionist). Johanna selbst spielt Akkordeon und Piano.
Titel: arbeit’n / schulz / suppenkasper

JIM NEWA BAND
Sie kommen aus Nettersheim im Dreieck Köln-Koblenz-Aachen und sind Jim Newa (Bass, Gesang) und Jo Kastner (Cajon/Gesang). Und sie spielen deutsche Texte mit Wortwitz und etwas schwarzem Humor. Zu ihren Erfolgen zählt der Hauptpreis beim Wettbewerb „Lauter Lev“ 2005. Dazu kommen Auftritte bei Jazztagen, Punkrockfestivals (!), in Theatersälen, Eisdielen und Kirchen.
Titel: Lebenswandel / Durch die / Vögeln hinterher schaun

SABANOVA
Die fünfköpfige Band um Henning Fuchs ist an allen Stränden der Welt zu Hause – mit deutschen Texten „über Sonne, Liebe und Absinth“. In der Besetzung Gitarre, Klavier, Klarinette, Bass, Percussion ist ein Cocktail aus Latin, Jazz, Tango, Klezmer usw. zu hören. Bereits 2003 – kaum gegründet – waren sie Finalist beim „Acoustic Emergenza Contest“.
Titel: Eisfach / Wo ist Lila? / Patagonien)

SCHOYFLER
Er nannte seine Band früher „Die falschen Hasen“, jetzt einfach Schoyfler und kommt aus Frankfurt/Main. Zur „Hoyschrecke“ kommt er solo und spielt am Klavier deutsche Songs in wilder Mischung aus Tragik und Komik, zwischen Brecht/Weill, Blues, Mambo, Tom Waits, Max Raabe und bayerischer Blasmusik. Aaugust Schoyfler gilt seit Jahren als skurrile Größe in der Frankfurter Szene.
Titel: Lass nur / Ich schnür mein Ränzel / Hat mir’n Haus geschenkt

SCHWARZE BIRNE
Das Duo aus der Lausitz hat sich nach ihren sorbischen Namen benannt: Jacob Zschornak (der Schwarze) und Johannes Kruscha (die Birne). In der Hoyerswerdaer Kulturfabrik gewannen die Schulfreunde zwei Mal die „Koffer Show“. Mit Gitarre, Mundharmonika und Percussion bieten sie deutsche Texte von lyrisch-bluesig bis rockig-jazzig, gern auch zur Straßenmusik, z.B. beim Folkfest Rudolstadt 2009.
Titel: Der Zeit voraus / Fluch der Lausitz / Bis später, bis dann

SPIELTRIEB
Gegründet wurde das Duo aus Oldenburg 2004 von den Musikstudenten Lennart Quiring und Philipp Kasburg. Beide touren seit Jahren mit eigenen Liedern durch die Lande, seit kurzem hauptberuflich. Sie produzierten mehrere CDs, nahmen an Festivals teil und standen mit Götz Widmann, Martin Sommer, Dota Kehr, Strom & Wasser und den Monsters of Liedermaching auf einer Bühne.
Titel: Let me InSect / Unabhängigkeitserklärung / Kann warten

ZWISCHENFALL
Die „Leipziger Chanson-Poesie-Kapelle ZwischenFall“ – so bezeichnen sie sich – mit Marco Schlunk, Martin Reichel und Tobias Petzold (sowie Franziska Tannert am Schlagwerk) spielen mit Gitarre, Piano, Akkordeon und Blasinstrumenten Songs „zwischen Lachen und Weinen, Rocken und Stille“. Bisher fünf CDs zeugen von der Qualität ihrer Lieder.
Titel: Lied für die Masse / Kann sein / Ich wünsche mir

EXTRA:
Über die offene Bühne qualifizierten sich in das Preisträgerkonzert
CARMEN ORLET und INGO DIETRICH (Woltersdorf)
Carmen Orlet, aus Mecklenburg kommend und Ingo „Hugo“ Dietrich als gebürtiger Hoyerswerdaer „Feuerstein“ haben sich vor guten 10 Jahren nicht nur privat in Woltersdorf unweit von Berlin gefunden. Sie singen und spielen Lieder bekannter und weniger bekannter Songwriter/Liedermacher. Lieder von früher, die heute noch wichtig sind. Titel und Songs von Gunderrmann, Stefan Elßner, Volker von Thörne, Friedrich Holländer, Brecht, Don Ross, Bruce Cockburn, … (wird fortgesetzt)

Gästekonzert mit
BETTINA WEGNER und KARSTEN TROYKE, begleitet von Jens-Peter Kruse (Gitarre)
Bettina Wegner (Workshop Text)
Die 1947 geborene Berlinerin zählt zweifellos zu den wichtigsten deutschsprachigen Liedermacherinnen, nicht nur wegen ihres wohl bekanntesten Songs „Kinder“ („Sind so kleine Hände“). Frühzeitig sang sie im Hootenanny-Klub (später Oktoberklub), begann ein Schauspielstudium, wurde aber 1968 wegen „staatsfeindlicher Hetze“ exmatrikuliert. Danach arbeitete sie als freischaffende Sängerin. Nach dem Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 und dem Berufsverbot 1978 wurden die Auftrittsmöglichkeiten rar. Neben Konzerten in Kirchen trat sie u.a. 1980 inoffiziell im FMP-Klub Hoyerswerda auf. 1983 verließ sie die DDR und zog nach West-Berlin, stand u.a. mit Joan Baez, Konstantin Wecker und Angelo Branduardi auf einer Bühne. Nach der Wende tourte sie auch in Begleitung durch „L’ Art de Passage“ und oft mit Karsten Troyke. Es erschienen zahlreiche Alben und Bücher. Seit 2007 tritt sie nur noch selten auf.

Karsten Troyke (Workshop Interpretation)
Eigentlich heißt er Karsten Bertolt Sellhorn und wurde 1960 in Ost-Berlin geboren. Seit 1982 als Chansonsänger auf der Bühne (zunächst als Amateur, später freiberuflich), machte er sich besonders nach 1990 einen Namen als Interpret jiddischer Lieder und gilt heute als einer der bedeutendsten Sänger dieses Genres in Europa. Dabei tritt er solistisch auf, arbeitet aber auch an Hörspielen, als Synchronsprecher oder am Theater (Hackesches Hoftheater, Vagantenbühne). Er interpretierte Georg Kreisler, wirkte an Alben von Trio Scho, Suzanna und Bettina Wegner mit. Zahlreiche Auslandsgastspiele und Preise – u.a. der Preis der Deutschen Schallplattenkritik – sind Ausdruck für sein Können.