Hoyschrecke 2007

Frischer Wind beim Liederfest
Von Rainer Könen

Ein anderer Name, ein neuer Schwung: Die vom Liedermachertreffen zum Liederfest umbenannte Veranstaltung begeisterte Publikum und Künstler. Ganz versteckt saß er da. In den hinteren Reihen des Saales der Hoyerswerdaer KulturFabrik. Und machte sich, während seine Künstlerkollegen an diesem Abend spielten, eifrig Notizen. Ungewohnt war es für Martin Sommer. Denn statt bei diesem Liederfest in der Hoyerswerdaer KuFa vorne zu stehen, um das Publikum zu unterhalten, saß er mit Kugelschreiber und Schreibblock inmitten der Zuschauer, um sie zu bewerten, seine Kollegen. Deren Texte, musikalische Konzeption und, ach ja, was auch sehr wichtig ist bei solchen Veranstaltungen, deren Erscheinungsbild an diesem Abend auf der Bühne.

Und dabei hatte sich der vierfache Hoyschrecken-Preisträger (1997, 1998, 2001 und 2006) an dem Freitagabend gelegentlich gefragt, wie das gehen solle: Klassische Liedermacher wie etwa den aus Stuttgart angereisten Andreas Wagner mit einer Gruppe wie den Zartgesottenen Melodealern aus Rostock zu vergleichen. Eine Herausforderung war das für ihn und die übrigen fünf Jury-Mitglieder.

Es war am Wochenende für alle, für die Künstler wie auch für das Publikum, die spannende Frage gewesen, wie denn das in diesem Jahre zum ersten Male von Liedermachertreffen in Liederfest umbenannte Festival in dieser Form überhaupt ankommen würde.

Denn erstmals durften auch Gruppen und Bands dabei sein, die nicht nur recht skurrile Namen wie „Duo Hasenscheisse“ oder „Der singende Tresen“ haben, sondern auch musikalisch etwas anders daherkamen als das, was man in den vergangenen Jahren von den Liedermacher-Meetings in der KuFa gewohnt war. Also weg vom Weltschmerz und anderen tiefgründig-bewegenden Stücken, hin zu Liedern, die von Witz und Ironie sprühten
So kam sie denn auch gut beim Publikum an – die elfte Ausgabe des früheren Liedermachertreffens. Was sich nicht nur in den Besucherzahlen ausdrückte, zu Wertungs- und Preisträgerkonzert waren über 400 Gäste gekommen. Ein Besucher aus Berlin brachte es am Sonnabend auf den Punkt: „Hier ist jetzt ein ganz frischer musikalischer Wind drin.“

Das war bereits zum Auftakt des von der KuFa, Gundermanns Seilschaft und dem Verband für Folk, Lied und Weltmusik, kurz Profolk genannt, organisierten Liederfestes zu spüren. Beim Wertungskonzert, wo die Sängerin Beatrix „Trixi“ G. und der Gitarrist Uwe Ducke, übrigens der Sohn des einstigen Fußball-Nationalspielers Peter Ducke, mit „Aphrodisiakum für die Seele“ aufwarteten. Wo eine Vanessa Maurischat mit ihren schnoddrig-schönen Chansons begeisterte und das Potsdamer Duo Hasenscheisse das Publikum bereits nach dem ersten Lied, in dem „Die Waden eines Barden“ im Mittelpunkt standen, für sich einnehmen konnte.

Lange dauerte es am Freitag, genau genommen war es schon Sonnabend früh, als um kurz vor ein Uhr morgens die beiden Gewinner der Hoyschrecke 2007 feststanden. Den Jurypreis erhielt die gebürtige Braunschweigerin Vanessa Maurischat. Wer den Publikumspreis bekommen würde, das hatte man im Saal fast fühlen können: Den bekam das aus vier Musikern bestehende Duo Hasenscheisse.

Die Workshops, für die man renommierte Leute wie Manfred Maurenbrecher und die US-Amerikanerin McKinley Black gewinnen konnte, waren am Sonnabend mehr als nur gut besucht. Auf der Offenen Bühne wurde es am Samstagnachmittag eng. 15 Teilnehmer waren es, und der Gewinner, der Berliner Holger Saarmann, durfte am Abend das Preisträgerkonzert eröffnen, bei dem die beiden Preisträger ihre Hoyschrecken erhielten. Auch bei diesem Konzert war er wieder deutlich zu spüren gewesen: der frische Wind, den die Hoyschrecken-Gewinner unter die Besucher brachten. Ein weiterer Genuss dann im zweiten Teil die Auftritte von Maurenbrecher und McKinley Black.

Das Fazit, das Künstler und Veranstalter bei der abschließenden Diskussionsrunde am Sonntag zogen, war deutlich. Das in dieser Form zum ersten Male durchgeführte Liederfest, freute sich KuFa-Geschäftsführer Uwe Proksch, hat neuen Schwung bekommen.