Hoyschrecke 2008
Hoyschrecken-Segen in der Kulturfabrik
Christian Völker
Fast pünktlich eröffnete Torsten Maxara, mehrfacher Hoyschrecken-Gewinner und Moderator des Wettbewerbs, am Freitag das diesjährige Liederfest mit den Worten „Es ist jetzt 21.11 Uhr in Hoyerswerda, und es kommen immer noch Leute, daß ist hier so Sitte“. Das Los mit der Startnummer eins zog Hartmut Krug, der mit seiner vierköpfigen Band, alles Musiker aus Tschechien, das größte Ensemble des Abends war. Die Ersten haben es bekanntlich am schwersten, trotzdem hinterließen die Texte, das musikalische Können und das professionelle Auftreten einen guten Eindruck. Dann betraten drei Männer mit Sonnenbrille die Bühne und sangen u.a. „Dumm sein ist toll“, welches „Plückhahn & Vogel“ als Loblied auf die Pisa-Studie verstehen. Mit satirischen Texten und einer gekonnten Performance überzeugten auch die Vertreter des „Liedkabaretts“.
Der dritte Wettbewerbsbeitrag war ein Wiedersehen. Bereits im Vorjahr hatte Trixi G. im Wertungsprogramm der Hoyschrecke gespielt. Die Frau mit der Tamara- Danz-Stimme hatte u.a. ebenfalls ein Loblied in der Tasche, mit „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der beste Chirurg im ganzen Land?“ besang sie die wunderbare Welt der Schönheitschirurgie. Hier überzeugte vor allem die Bühnenpräsenz und das druckvolle Gitarrenspiel von Uwe Ducke.
Annett Lipske aus Dresden und Beate Wein aus Potsdam hatten als das Duo „Hand in Hand“, Los Numero 4 gezogen und sichtlich Spaß auf der Bühne. Sie tauschten ihre Instrumente und verstanden es das Publikum mit ansteckender Spielfreude und ihrem „Straßenswing, Barfuß-Bossa, Firle-Funk“ zu beeindrucken.
Auch der zweite Teil, des Wettbewerbs begann mit einem Spruch. Der 28-jährige Münchener begann seinen Auftritt mit dem, wie er selbst sagt, von der CSU patentierten Spruch: „Auch wer nichts erwartet, wird enttäuscht“. Doch das Publikum wurde von Christoph Weiherer nicht enttäuscht, auch wenn er es als der traditionelle Liedermacher im direkten Vergleich zu den anderen musikalischen Projekten des Abends nicht unbedingt einfach hatte. Allein und nur mit seiner Gitarre, zog er das Publikum jedoch von Anfang an in seinen Bann. Da war auch der manchmal schwer zu verstehende bayrische Dialekt kein Hindernisgrund.
Den sechsten Startplatz erloste sich die Gruppe mit dem weitesten Anreiseweg. „Joscha & Banda“ reisten extra aus Genua in Italien an. Der Ex-Berliner sang deutsche Lieder mit italienischem Refrain, begleitet wurde er von seinen italienischen Bandkollegen auf Tuba, Gitarre und mit Percussion. Den letzen Wertungsbeitrag präsentierten Ruben Wittchow und Dietmar Haupt. Mit Gitarre und Piano erzählten sie dem Publikum, daß es sich lohnt Frieden zu riskieren, denn Krieg gibt es schon genug.
Danach gingen sie los, die zwölften Demokratischen Liedermacherwahlen der KulturFabrik. Während das Publikum noch seine Stimmen abgab, wurde in der Jury heiß diskutiert. Nach Mitternacht standen die neuen Hoyschreckenbesitzer dann fest.
Die Hoyschrecke des Publikums ging, wie schon zu erwarten, an das Duo „Hand in Hand“, die Jury-Hoyschrecke an unseren bayrischen Freund Christoph Weiherer.
Samstag, 9 Uhr: Die ersten Töne erklingen auf dem Klavier. Ein sicheres Zeichen dafür, daß die Liedermacher erwacht sind. Nach dem Frühstück begaben sich die Teilnehmer in Workshops. Zur Auswahl standen ein Text- und ein Interpretationsworkshop mit Paul Bartsch (Halle) und Christian Haase (Leipzig). Am Nachmittag fand eine offene Bühne statt: Neun Teilnehmer traten an, um das Abendprogramm eröffnen zu dürfen. Diese Ehre erhielt Bernd Barbe, „Hessens sächsischster Liedermacher“, der sich vor allem mit seinem schwarzen Humor qualifizierte. Nachdem die Preisträger am Abend ihre Trophäen erhalten hatten, spielten sie noch einmal auf. Den Abschluß des zwölften Hoyerswerdaer Liederfestes bestritten Paul Bartsch, welcher am Abend auch durch das Programm führte, und Christian Haase, Leiter des Interpretationsworkshops. Ein spannendes Wochenende aus tiefsinnigen Texten und vielen Tönen ging zu Ende. Viele freuen sich schon auf das 13.Liederfest 2009, wenn wieder Liedgruppen und Songpoeten zum Wettstreit um die Hoyerswerdaer Hoyschrecken antreten werden.
02.12.2008 /SZ Sächsische Zeitung